Die Geschichte der "Bunten Kirche" ist noch sehr jung, sie begann mit dem 1.1.2015. Aber wie jede Geschichte hat auch diese eine Vorgeschichte - oder besser: mehrere Vorgeschichten -, die sich zum Ende des Jahres 2014 vereint haben.
Die ursprüngliche Gemeinde in der Brunsstraße 15 geht auf die Pfingstbewegung zurück, die, soweit nachvollziehbar, im Jahr 1900 in den USA begann und 1906/7 in Deutschland Fuß fasste. Eine der großen Gründungen aus der Anfangszeit in Hamburg war die Christengemeinde Elim in Barmbek, und unter ihrem Einfluss entstand auch die Gemeinde in der Brunsstraße. Im Dritten Reich waren freikirchliche Zusammenschlüsse nur begrenzt erlaubt, daher schlossen sich Pfingstgemeinden den schon etablierteren Baptistengemeinden an. Als später eine Trennung wieder möglich wurde, war die Gemeinde darüber geteilter Meinung. Ein Teil schloss sich der zur Pfingstbewegung gehörenden Urchrislichen Bewegung an und gründete die heutige "Urchrlistliche Gemeinde" in der Eddelbüttelstraße, heute dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden (BfP) zugehörig. Der verbleibende Teil der ursprünglichen Gemeinde in der Brunsstraße blieb im baptistischen Gemeindebund, der heute als Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden bekannt ist, und wuchs dort. Man sagt, die Gemeinde habe große Blütezeiten erlebt: viele Bekehrungen, volle Gottesdienste, rege Jugendstunden...
Diese Blüte war freilich vergangen, als sich zum 1.1.2015 die "Internationale Missionsgemeinde" anschloss - eine kleine polnische Gemeinde, 1994 von Pastor Bogomil Kantorek in den Räumen der Freien Christengemeinde Harburg in der Stader Straße gegründet und 2007 unter Pastor Tadeusz Lewanczyk nach Wilhelmsburg umgezogen. In gewisser Weise wiederholte sich die Geschichte, als sich diese polnisch-deutsche Pfingstgemeinde mit der restlichen Baptistengemeinde in der Brunsstraße vereinigte, dabei den pfingstlichen Gemeindebund verließ und sich dem Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden anschloss. Der Vision von Pastor Tadeusz, "international" zu sein, kam die Gemeinde nun ein großes Stück näher, denn auch eine Gruppe afrikanischer Christen, die sich im Gemeindehaus in der Brunsstraße traf, einschied sich zum Beitritt. Die Flüchtlingswelle der Jahre 1015 bis 2017 und eifrige missionarische Arbeit durch Missionare von "All Nations" machten unsere Stätte auch für viele Christen aus Afghanistan und dem Iran zu einer Heimatstätte. Besonders 2016 und 2017 gab es kaum ein Wochenende ohne eine Massentaufe!
Derzeit haben wir am Sonntagvormittag einen deutsch-polnisch-afrikanischen Gottesdienst, am Sonntagnachmittag einen Gottesdienst in Englisch und Farso. Unser neuer Name "Bunte Kirche" spiegelt unsere Situation wieder: die Sprachenvielfalt, die ethnische und kulturelle Vielfalt, die verschiedenen kirchlichen Herkünfte und theologischen Schwerpunkte, nicht zuletzt auch eine gewisse "chaotische Note" angesichts der noch im Aufbau befindlichen Strukturen.... Was uns untereinander eint, ist unser Bekenntnis zu Jesus, zum evangelischen Glauben, zur baptistischen Tauflehre wie auch zu den Gaben des Heiligen Geistest. Was uns mit anderen Harburger Kirchen eint, ist das sog. "Harburger Bekenntnis" von 2016, in dem sich die Mitgliedsgemeinden der Evangelischen Allianz in Harburger zur Ökumene bekennen und als "eine Gemeinde" verstehen.
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